Vorbereitung: Grundsatz ist, ein Ritual für Bastet darf ruhig ein wenig
"opulent" sein.
Wohlgerüche, angenehme Beleuchtung, eine gemütliche Einrichtung des Tempels
einschließlich Sitzkissen sind angebracht; die Teilnehmer sollten sich für die
Feier schmücken und in bunte Gewänder kleiden. Alles, was Spaß macht, ist
erlaubt! Auch Tiere dürfen bei dem Ritual ausdrücklich dabeisein, sie nehmen
auf ihre Weise daran teil.
Auch ist es angebracht, einen Tanz oder ein kleines Schauspiel aufzuführen,
das hier beschriebene Ritual kann an den entsprechenden Stellen ggfs. angepaßt
werden.
Auf dem Altar bereitstehen sollten Früchte, Kekse und andere Leckereien für
den rituellen Schmaus mit der Göttin; auch wohlschmeckende Getränke sollten
vorhanden sein. Ein Sistrum (das ist eine kultische Rassel) oder mehrere
Glöckchen dürfen nicht fehlen. Ferner wird ein silberner Kelch benötigt, und
es sollte Isismilch bereitstehen, die man nach dem Rezept aus DeTraci Regula's
"Mysteries of Isis" [1] bereiten kann
(hier leicht variiert):
In 0,5 Liter leicht angewärmte Milch mindestens 6 große Eßlöffel Amaretto oder einen anderen Mandel-Likör geben. Gut unterrühren, die Milch darf ruhig etwas schaumig werden. Einige frische große Erdbeeren durch ein Sieb pürieren und das Erdbeerpüree gut in die Milch einrühren, bis sie einen leichten Pink-Farbton annimmt.
Bitte mit den Teilnehmern abklären, ob Allergiker oder Antialkoholiker darunter sind! Notfalls das Rezept abändern, man kann auch aus Wasser, Zucker und gemahlenen Mandeln einen Sirup kochen, der den Likör ersetzt; bei Allergien gegen Nüsse können die Mandeln auch gegen Vanille ausgetauscht werden.
Invokation: Bastet, oh Bastet, Du schöne, Du geschmeidige und
fürsorgliche
Katzengöttin, komm zu uns! Lecke mit Deiner heilenden Zunge die Wunden, die
uns das Leben in der modernen Zeit schlägt!
Orakel der Bastet: Ich bin bei euch, immer, auch wenn ihr mich nicht
seht.
Manche von euch glauben vielleicht, sie könnten von nichts erreicht werden
hinter ihren selbstgebauten Mauern aus Eitelkeit, Gefühllosigkeit und
Desinteresse für das Leben der sogenannten minderen Lebewesen. Sie sitzen
selbstzufrieden in der vermeintlich sicheren Dunkelheit ihrer Seele.
Und doch öffnen sich unerwartet meine smaragden phosphorizierenden Augen in
dieser Schwärze!
Einer Katze in der Nacht entgeht nichts. Unangenehm kann manches über
euch selbst sein, das ihr im grünen Spiegel meiner Augen seht. Und ich
zögere nicht, unbequeme und verdrängte Wahrheiten mit den Skalpellen meiner
Krallen an die Oberfläche zu holen!
Viele von euch fürchten die in der Dunkelheit schleichende Katze. Nur zu
gern vergeßt ihr, daß eine Katzenmutter alle ihre Kinder liebt. Auch die,
die auf den ersten Blick fehlerhaft, schwach und krank wirken. Sie umsorgt
sie alle, pflegt sie, leckt ihnen ihr Fell, hält sie sauber, beschützt sie,
bis sie größer sind und in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Wenn sie
dann fortgehen und auf eigene Faust leben, gar die Katzenmutter vergessen
wollen, dann wird sie sie gehen lassen. Aber nie wird sie es dulden, daß
diese, die sich abgewendet haben, ihre schwächeren Geschwister mißhandeln.
Das solltet ihr nie vergessen. Einige von den Menschen halten sich für
erwachsen und allen anderen überlegen. Doch sie sollten nicht vergessen,
daß ich, Bastet, die Mutter von allen Lebewesen, über eure schwächeren
Geschwister wache.
Nehmt eure Geschwister als gleichrangig an, und ihr werdet mit ihnen an
meiner Seite liegend von der Mutterliebe meiner rosa Zunge geheilt werden.
Spielt euch als Götter auf, und ihr werdet meine Krallen spüren.
Die Entscheidung liegt bei euch, wie es den Kindern einer Katze zukommt.
Priesterin: (rasselt eine Weile mit dem erhobenen Sistrum)
Große Katzenmutter, wir bitten Dich, sieh wohlwollend herab auf die Gaben, die
wir für das rituelle Mahl zu Dir gebracht haben! Wir wissen, daß die Menschen
schon seit alter Zeit Deine Bilder geschmückt haben mit Ringen und Ketten;
auch wir bringen heute Leckereien und Wohlgerüche dar, auf daß Freude in
Deinem Tempel herrsche!
(Die Teilnehmer können jetzt vortreten und ihre Gaben auf den Altar legen,
damit sie gesegnet werden, als letztes wird Weihrauch nach vorne
gebracht)
Teilnehmer(in): Ich bringe der Göttin diesen Weihrauch dar, auf daß der
Wohlgeruch ihre Nase und ihr Herz erfreut.
(Weihrauch wird dargebracht)
2. Teilnehmer(in): Wir bitten Dich, Bastet, unsere Gaben zu segnen.
(Priesterin füllt nun die Isismilch in den Kelch und hebt diesen mit beiden Händen vor dem Altar hoch. Alle Teilnehmer visualisieren einen silbernen Lichtschauer von oben, der in den Kelch dringt und diesen mit einem leuchtenden Strahlenkranz umgibt. Ein(e) Teilnehmer(in) kann ganz leise (!) das Sistrum oder ein Glöckchen klingen lassen; wahlweise kann der Klang von kleinen Glöckchen aber auch visualisiert werden)
Priesterin: (macht das Zeichen des Ankh über dem Kelch)
Im Namen von Bastet und Isis weihe ich diese Milch als die lebensspendende
Milch der Göttin selbst.
(Die Teilnehmer stellen sich nun im Kreis auf und reichen einander den Kelch, um von der geweihten Milch zu trinken. Dies kann je nach Geschmack stumm oder mit persönlichen Segenswünschen an den Nachfolger geschehen; an dieser Stelle können aber auch die drei "Wunschrunden", wie sie aus keltisch inspirierten Ritualen bekannt sind, getrunken werden)
Teilnehmer(in): Mein Herz ist von Freude erfüllt von der Gabe der Göttin! Ich möchte tanzen für sie!
(Musik setzt ein, ein(e) oder mehrere Teilnehmer(innen) tanzen vor dem Altar. Ideal - sowohl vom Stil als auch der Kostümierung her - wäre eine orientalische Bauchtanzvorführung)
Priesterin: Wahrlich, es ist wie es geschrieben steht, Freude kommt von
Bastet, der Herrin der Katzen! Wir danken unseren Gefährtinnen / unseren
Gefährten für ihren Tanz, der der Göttin und uns das Herz erfreut hat.
Doch nun ist die Zeit gekommen zu ruhen, deshalb wollen wir uns nun
niederlassen und auf eine Traumreise gehen.
(Alle Teilnehmer lassen sich auf die bereitliegenden weichen Teppiche und Kissen nieder und nehmen eine bequeme Meditationshaltung ein)
Du stehst vor einem Torbogen. Es ist die Zeit der Abenddämmerung. Zu
Deiner
Rechten siehst Du die Sonne in der Abendröte untergehen. Zu Deiner Linken
geht der Vollmond auf. Direkt über dem Torbogen erstrahlt der Abendstern.
Zunächst kannst Du nicht erkennen, was jenseits des Tores ist, denn bunte
Schleier in den Farben des Regenbogens verwehren Dir den Blick.
Gehe durch die Schleier. Du durchschreitest die Farben des Regenbogens. Du
badest im Rot der Lebenskraft, im Orange der Erneuerung, nimmst das Gelb
des
klaren Verstandes auf, das Grün der Gesundheit. Du durchschreitest das
Blau
des spirituellen Friedens und das Violett der Weisheit. Du nimmst all
diese
Energien auf. Allmählich lichtet sich das Violett. Du hast das Tor
durchschritten.
Du stehst jetzt in einer blühenden, grünen Oase. Um Dich herum kannst Du
Palmen entdecken, süß duftende, exotische Blumen und eine Quelle, die
diese
Oase mit Leben speist. Schau Dich gut um. Neben der Quelle sitzt eine
kleine,
schwarze Katze. Ihr seidiges, schwarzes Fell glänzt in der Sonne. Mit
rätselhaften, grünen Augen schaut sie Dich unverwandt an. Und wenn Du ihr
SO
tief in die Augen schaust, erkennst Du, daß Du in ihr eine neue Freundin
gefunden hast. Vielleicht möchtest Du die Katze streicheln, vielleicht
möchtest Du mit ihr spielen und Dich mit ihr noch besser anfreunden. Und
während Du näher kommst, entdeckst Du um den Hals der Katze ein silbernes
Ankh und Du fühlst, daß dies eine ganz besondere Katze ist.
Die Katze
steht
nun auf und lädt Dich ein, ihr zu folgen. Sie macht sich auf den Weg über
angenehm warmen, goldenen Wüstensand. Und in gar nicht allzu weiter Ferne
siehst Du einen Tempel aus rosarotem Marmor in der Sonne leuchten. Und Du
kommst näher zu dem Tempel und erkennst, daß eine große, steinerne Sphinx
den
Eingang bewacht. Die Katze bedeutet Dir, ihr zu folgen, zwischen den
Pfoten
der Sphinx hindurch, in den Tempel hinein. Und Du gehst hinein, und stehst
nun im Inneren des Tempels. Spürst Du die Geborgenheit und Liebe,
vielleicht
sogar das Gefühl nach Hause gekommen zu sein, die dieser Tempel
ausstrahlt?
Geschützt von den rosaroten Mauern, bist Du vollkommen im Einklang mit Dir
selbst und Deiner Umwelt. Ganz geborgen, ganz liebevoll, wie im Schoß
einer
Mutter.
Schau Dich gut um, überall auf dem Boden liegen wunderbar weiche Teppiche und flauschige Kissen, die Dich zum Verweilen einladen. Vielleicht möchtest Du Dir einen Platz suchen, an dem Du Dich niederläßt. Es duftet süß nach Weihrauch, ein ganz besonderer Duft, der Dich zum Träumen anregt. Die schwarze Katze setzt sich zu Dir und Dein Blick taucht ein in die Tiefen der unergründlichen, smaragdgrünen Katzenaugen. Größer und größer werden die Augen, während Du hinschaust. Und Du tauchst ein mit Deinen Gedanken und Träumen in das geheimnisvolle Grün. Und wie in einem inneren Spiegel erkennst Du Bilder Deiner geheimsten Träume. Und dabei hörst Du das Schnurren der Katze, vielleicht spürst Du auch ihren kleinen, warmen Körper neben Dir, und weißt, sie ist bei Dir und beschützt Dich. Und Du weißt, wenn Du hierher kommst zum Träumen, bist Du sicher und geborgen, umgeben von Liebe. Du kannst Dir die Bilder anschauen, die dort auftauchen und weißt, daß Dir hier nichts passieren kann. Schau genau hin.
Für heute ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen von Deinen Bildern und
Träumen. Die Bilder ziehen sich zurück und Du erhebst Dich von Deinem
weichen
Lager. Schau Dich mal um, ist die kleine Katze noch da? Du kannst sie
nicht
entdecken, aber während Du Dich umschaust, bemerkst Du, daß Du nicht mehr
alleine bist in dem Tempel. Eine wunderschöne Frau mit langen
schwarz-glänzenden Haaren und rätselhaften grünen Augen schaut Dich mit
einem
Lächeln an. Sie trägt einen großen Korb mit einem Deckel. Wer mag sie
sein?
Du schaust sie Dir ganz genau an und spürst, Du kennst diese Frau irgendwo
her und dann entdeckst Du um ihren Hals ein silbernes Ankh. Doch bevor Du
Dich wundern kannst, hörst Du ihre Worte:
"Schau, ich habe in Geschenk für
Dich in diesem Korb. Darin verbirgt sich dein Helfertier, Dein
Helfertier,
das Dich beschützen wird und das Du fragen kannst, wenn Du Hilfe
benötigst.
Ich bitte Dich, nimm mein Geschenk an."
Mit diesen Worten überreicht sie Dir den Korb. Ist er schwer oder leicht?
Vielleicht hörst Du schon Geräusche darin oder spürst eine Bewegung.
Vielleicht kommt Dein Helfertier schon aus dem Korb hinaus, vielleicht
mußt
Du aber auch den Deckel ein wenig anheben und es hinauslocken. Was wird
aus
dem Korb kommen? Was wird Dein Helfertier sein?
Vielleicht möchtest Du Dein Helfertier in den Arm nehmen, vielleicht
möchtest Du es etwas fragen. Genieße dieses Gefühl und die Freude, daß ihr
euch endlich gefunden habt. Vielleicht spürst Du auch die Dankbarkeit für
dieses wertvolle Geschenk, das Dir hier gemacht wurde.
Doch bevor Du Dich bei der schönen Frau bedanken kannst, ist sie
verschwunden. An ihrer Stelle sitzt dort nun wieder die kleine schwarze
Katze
und zwinkert Dir verschwörerisch zu. Bedanke Dich bei der Katze für die
wunderbaren Dinge, die Du hier, im Tempel der Träume, erleben durftest.
Doch nun ist die Zeit gekommen zurückzukehren. Die kleine schwarze Katze
begleitet Dich bis zum Ausgang des Tempels. Zwischen den Pfoten der großen
Sphinx bleibt sie zurück. Du kannst sie ein letztes Mal für heute
streicheln
und Du weißt ja, daß Du jederzeit hierhin zurückkommen kannst und Deine
Träume behütet sein werden. Dein Helfertier wird Dich zurückbegleiten bis
zum
Torbogen und es wird auch nach Deiner Rückkehr jederzeit für Dich da sein,
wenn Du seine Hilfe brauchst.
Ganz sicher, ganz von selbst findest Du mit Deinem Helfertier gemeinsam
den
Weg zurück über den warmen, goldenen Wüstensand zu der blühenden Oase.
Dort
verabschiedet ihr euch voneinander. Dieses besondere Tier ist jetzt Dein
ganz
persönlicher Helfer und du kannst es jederzeit rufen, es wird Dich auf all
Deinen Wegen begleiten und behüten. Leicht und beschwingt mit diesem
Wissen
gehst Du auf den Torbogen mit den bunten Schleiern zu.
Du durchschreitest das Violett der Weisheit, das Blau des spirituellen
Friedens, nimmst das Grün der Gesundheit auf, das Gelb des klaren
Verstandes.
Du badest im Orange der Erneuerung und im Rot der Lebenskraft.
Du hast die Schleier durchschritten und bist jetzt wieder ganz und gar im Hier und Jetzt angekommen. Alle Erinnerungen an das Erlebte sind vorhanden und Du kannst jederzeit in den Tempel der Träume zurückkehren oder Dein Helfertier rufen. Du bist wach und konzentriert und kannst ganz sanft die Augen öffnen.
(Die auf dem Altar bereitstehenden Gaben werden herumgereicht, und die Teilnehmer erfrischen sich nach der Meditation an den Leckereien und Getränken. Erfahrungsberichte von der Traumreise werden, soweit dies gewünscht ist, reihum ausgetauscht. Musik zur Untermalung ist ausdrücklich erwünscht, es soll fröhlich gefeiert werden. Ggfs kann mit mitgebrachten Musikinstrumenten auch selbst musiziert und gesungen werden, oder die Tanzvorführungen werden fortgesetzt. Lustige Geschichten können vorgelesen oder erzählt werden. Die Teilnehmer feiern ein ausgelassenes Fest zu Ehren der Göttin)
Priesterin: Laßt uns nun der Göttin danken für die Freude und Fröhlichkeit, die sie uns gespendet hat, indem wir alle sinnlich empfindenden Wesen auf der Welt an unserem Glück teilhaben lassen.
(Teilnehmer stellen sich mit dem Gesicht nach außen im Kreis auf und breiten die Hände aus. Es wird visualisiert, wie rosafarbenes Licht ausgesandt wird)
Priesterin: Im Namen der Bastet segne ich alle Naturwesen, alle Menschen und besonders die Tiere, auf daß auch sie Glück und Freude erfahren.
Alle Teilnehmer: So möge es sein!
[1] DeTraci Regula, The Mysteries of
Isis. Her Worship and Magick.
Llewellyn's World Religion and Magick Series,
Llewellyn Publications 1996.
© 2001 Barbara Stiller / Diane Neisius