SHIVA –
ist eine der meist verehrten Gottheiten
Indiens. Im Sanskrit bedeutet SHIVA: der Freund, der Freundliche, der
Gnadenvolle, der Gnädige.
Im
Hinduismus ist er ein Teil der Trinität, Trimurti, in der Brahma als Schöpfer steht, Vishnu als Bewahrer und Shiva als
Zerstörer. Drei göttliche Aspekte die, die fundamentalen Kräfte der Natur
darstellen.
Für
seine Anhänger, (Shivaiten,
meist Asketen) ist er der höchste Herr, der alle anderen Götter an Macht
überragt und sie erschaffen hat. So nennen sie ihn MAHADEVA (der höchste Gott).
Er
ist auch der Gott, der in periodischen Zyklen die Welt zerstört, um sie Kraft
seines Yogas
(Selbstbeherrschung, unerschütterliche Ruhe) wieder neu zu schaffen.
Weiterhin
nennen sie ihn: NATARAJA (König der Tänzer). Als dieser steht er über allen
anderen Göttern, denn er beherrscht 108 Tanzformen. Durch seinen kosmischen
Tanz symbolisiert er den Kreislauf der Zeiten. Als tanzender Nataraja hat er vier Hände von der die eine, eine Trommel
hält, eine zweite hält Feuer. Mit der dritten macht er eine Schutz gebende
Geste (abhaya mudra) und
die vierte zeigt auf seinen erhobenen linken Fuß. Mit dem steht er auf dem
Dämon Apasmara,
seine Beine stehen in Tanzposition. Diese Darstellung ist meist in einem
Feuerkreis dargestellt.
Der
tanzende Shiva im Feuerrad
Die
Trommel, DAMARU, symbolisiert den Schöpfungs- oder Urton,
A-M (OM) aus dessen Schwingungen die Schöpfung entstanden ist.
DAMARU,
Shivas Trommel
Das
Feuer symbolisiert die Flammen die am Ende die Welt zerstören.
Die
schützende Hand wendet sich an seine Anhänger und ermutigt sie, Schutz zu
seinen Füssen zu suchen.
Der
Dämon auf der er tanzt, steht für die Unwissenheit, die uns das Gleichgewicht
und das Bewusstsein verlieren lässt. Im Tanz zerstört er die Unwissenheit zum
Wohle seiner Anhänger.
„Wenn
sein Tanz aufhört, dann geht die Welt unter“, sagen die Shivaiten,
„Doch sein Tanz wird nie zu Ende gehen“... und so ist er der Inbegriff des
zyklischen Zeitverständnisses.
Die
Asketen stellen ihn oft mit einem Tigerfell bekleidet dar, und mit einem
Dreizack, Trishul.
Trishul
Die
Zacken stehen für die drei Eigenschaften Rein und klar, aktiv, dumpf und träge.
Ebenso für die drei Schöpfungsphasen Erschaffung, Erhaltung, Zerstörung und die
drei Zustände Wachsein, Traumphase und Tiefschlaf.
Wie
Shiva tragen viele Sadhus
auch einen Dreizack mit sich und kleiden sich in ein Tigerfell oder in ein
anderes Gewand das Shivas Gewandung ähnlich ist. Sie
bemalen sich ihre Gesichter mit den Symbolen Shivas.
Ein
Sadhu mit typischer Gesichtsbemalung und Dreizack in
der Hand
Shiva wird
oft mit weißer oder grauer Haut dargestellt und einem blauen Hals (nilakantha). Dies bedeutet dass es das Gift des Urmeeres
getrunken hat als die Dämonen und Götter versuchen es Aufzuwühlen um den darin
enthaltenen Nektar der Unsterblichkeit zu bekommen. Das Gift blieb in seinem
Hals stecken und somit rettete Shiva das Universum.
Die
weiße Haut symbolisiert das Licht das die Dunkelheit vertreibt und das Wissen
das die Unwissenheit vertreibt.
Die
Schlange um seinen Hals steht für Schlangenkraft, diese repräsentiert die Zeit
und die Kundalinienergie (Essenz allen Lebens), denn
er ist der Meister von Zeit und Energie.
Neben
seinen Augen, die Sonne und Mond symbolisieren, ist sein drittes Auge das
Zentrum seiner Allwissenheit, es steht für Wissen und Weisheit.
Meditierender Shiva mit all seinen Atributen
Auf
seinem Kopf trägt er einen Halbmond, Zeichen für den Fluss der Zeit und der
Hinweis darauf das Shiva Herr über die Zeit ist.
Seine
Haare sind lang und verfilzt, aus seinem Kopf entspringt der Fluss Ganges,
Symbol für die Göttin Ganga, die aus dem Himmel
sprang und von Shivas Haar aufgefangen wurde und so
sanft auf der Erde ankam ohne etwas zu zerstören.
Es
begab sich so, das ein König den Ganges vom Himmel auf die Erde bringen wollte,
denn in ihm sollten die Seelen seiner Ahnen Erlösung finden. Doch der Fluss war
zu kraftvoll um direkt auf die Erde zu fallen, er hätte alles zerstört. So wandte
sich der König an Shiva und bat ihn um Hilfe, dieser
fing den starken Strom mit seinen Haaren auf und teilte ihn in sieben Flüsse.
Diese lies er dann sanft auf die Erde gleiten.
Der
Ganges steht für das alles Reinigende, alles und jeder der mit ihm in Berührung
kommt wird gereinigt und erlangt Erkenntnis.
Shiva trägt
meist eine Schädelgirlande um den Hals wie Kali, die Girlande steht für das Ego
und die Unwissenheit der Menschen die Shiva zerstört
hat.
Er
wird oft in einer meditierenden Stellung dargestellt, vor einem leuchtenden
Hintergrund, was sein reines, helles Bewusstsein zeigen soll. Seine Augen sind
halb geschlossen, diese zeigen an, dass er sich aus der Welt zurückgezogen hat.
Shivas Bewusstsein ruht in ihm selbst, während sein
Körper in der äußeren Welt aktiv bleibt.
Die
Meditation ist das Tor zur Selbstfindung und das Tor zu Gott.
Shiva gilt
auch als der Gott des Ganja ( Hanf, Marihuana ). Dies
raucht er regelmäßig. Wohl um tiefer in seine Meditation und Entspannung zu
kommen. (Wahrscheinlich ein Grund warum er der Liebste Gott der Hippies gewesen
ist.)
Shiva wird
auch als Shiva Lingam
dargestellt und verehrt. Lingam(Zeichen) ein Symbol
von Energie und Fortpflanzung steht für seine Schöpfungskraft. Einige verehren
es als ein Symbol für sein Genital.
Lingam Symbol in
Form eines Steins
Es
gibt eine Geschichte die besagt, das Parvati, seine
Gemahlin, Shiva bat, eine Gruppe von Weisen die in Askese lebten, etwas Erkenntnis zu
gewähren. Sie hatte Mitleid mit ihnen, weil sie so hart an ihrer Erleutung und der Suche nach Erkenntnis arbeiteten. Shiva wollte dies nicht tun, denn er war der Meinung dass
die Weisen noch nicht befreit waren von ihren Aggressionen. So stellte er sie
auf eine Probe, indem er als schöner Jüngling in den Wald ging zu den Frauen
der weisen Männer. Er verführte die Frauen und die Männer die das sahen
ergriffen und kastrierten ihn. Nachdem sie das getan hatten, verschwand Shiva wieder und ließ die Erde erbeben. Da erkannten die
Weisen was geschehen war und das sie einen Fehler
gemacht hatten. Sie baten Shiva sie und die Welt zu
verschonen. Es ging auf ihren Wunsch ein unter der Bedingung, dass sie ihn von
nun an als Lingam verehren sollten. Um sie und die
Menschen stets daran zu erinnern was geschehen war.
In
Indien gibt es einige Naturheiligtümer in denen von der Natur geformte Lingams stehen und verehrt werden. In Zeremonien werden sie
mit Milch und Honig übergossen(mit Amrita, dem Trank
der Unsterblichkeit) und dann werden sie mit Blumen geschmückt.
Lingam geschmückt mit Blumen und Früchten
Das
Gegenstück, die Yoni (Quelle allen Werdens, Schoß)
wird als stilisierte Vagina verehrt.
Yoni, Aus Kupfer
Seine
Frau, Parvati ist das Sinnbild für die
Lebensspendende und lebenserhaltende Mutter. Sie ist die Verkörperung der
göttlichen Energie(Shakti).
Wie
schon erwähnt ist Parvati die Gemahlin Shivas und Ganesha ist sein Sohn.
Auch hier gibt es eine Legende.
In
der Abwesenheit Shivas, modellierte Parvati sich einen Sohn und erweckte ihn zum Leben. Er war
von nun an Ihr Beschützer. Eines Tages bat sie ihn vor ihrer Türe zu wachen
während sie ein Bad nahm. Shiva kam zu dieser Zeit
zurück und da Ganesha ihn nicht kannte, verwehrte er
auch ihm den Zutritt zu seiner Mutter. Shiva geriet
darüber so sehr in Wut dass er Ganesha den Kopf
abschlug. Parvati war so entsetzt und traurig das Shiva ihr versprach den Sohn wieder zum Leben zu erwecken
und zwar mit dem Kopf des Tieres das sie als nächstes sehen sollten. Dies war
ein Elefant und so kam Ganesha zu seinem
Elefantenkopf.
Shiva, Pavati und Ganesha
Ein
weiterer Sohn Shivas ist Skanda,
der Kriegsgott mit dem Pfau.
Shivas
Reittier ist Nandi, der Stier.
Es
gibt noch einige andere Aspekt Shivas.
Dakshinamurti:
Hier
repräsentiert Shiva den Lehrer. Er gilt als Gott
aller Studierenden, Gelehrten und derer die nach Weisheit und Selbsterkenntnis
suchen. Er ist ihr Guru.
Ardhanarisvara:
Hier
stellt er sich als halb Mann und halb Frau dar. Seine weibliche Hälfte, die
linke, steht für seine Frau Parvati. Diese
Darstellung symbolisiert die Gleichheit zwischen Mann und Frau, die Vereinigung
Shivas und Shaktis, die zur geistigen Erleuchtung
führt.
Es
zeigt auch die Bipolarität der Natur, alles existiert
als Gegensatz, als zwei gegensätzliche Naturen.
Panchanana:
Dies
ist eine sehr mächtige Gestalt Shivas. Dargestellt
mit fünf Gesichtern. Er ist hier die Verkörperung aller Götter, der Höchste
aller. Fünf Aspekte werden zum Ausdruck gebracht:
Ishana: der
Herrscher, der Herr, der Meister, Gott in seinem allmächtigen Aspekt
Tat purusha: der
höchste Mensch, das reine, absolute Bewusstsein
Aghora: die
linke Hand Gottes
Vamadeva:
gegensätzlich, heilbringend aber auch zerstörend
Sadyojata: „der
sofort Geborene“
(Bild von Exotic India)
Mahayogi:
Der Herr des
Yoga und der Yogis, in tiefer Meditation ist er eingetaucht in die
Glückseeligkeit seines eigenen Selbst. Er zeigt sich hier als der große
Meisteryogi, der die feinstofflichen Energien und magischen Kräfte beherrscht.
Aghora Rudra:
Dies
ist Shivas wütender, zerstörerischer Aspekt.
Seine
Anhänger die Yogis und Malas tragen Rudrakshas (Tränen Shivas) am
Handgelenk oder um den Hals. Eine Legende erzählt über die Herkunft diese
Perlen, sie seien die Tränen, die Lord Shiva für das
Wohl der Menschheit vergossen hat. "Rudra" kommt aus dem
Sanskrit "rud",
und bedeutet weinen; "aksha" heißt Auge. Es werden unterschiedliche Ursachen
für Shivas
Tränen erzählt, die meisten jedoch sagen, das Er aus Mitgefühl weinte, als Er
das vom Ego geschaffene Unglück der Menschheit sah.
Zusammenfassend
kann man sagen, das Shiva einer der größten
Hinduistischen Götter ist, er wird in so unterschiedlichen Aspekten dargestellt
und findet eine weit reichende Anhängerschaft.
Seine
Aspekte sollten uns Vorbild sein: in sich ruhend, vergebend und wenn Aggression
und Wut aufkommen, wandelt er diese in positive Energie um, um diese dann für
sich und sein spirituelles Weiterkommen zu nutzen.
QUELLEN:
Spirituelles
Wörterbuch, SANSKRIT-DEUTSCH
Daniela
Reich-Perulli