Der Nachthimmel glitzert
Die Sterne erstrahlen
Langsam dreht sich der Himmel
Im glanzvollen Dunst
Deine Haare wehen, schwarz wie die Nacht
Keine Seele muss sich grauen
Die sich deiner silbernen Hand anvertraut
Bevor dein Rad im Meer versinkt
Während du glänzende Fäden des Schicksals spinnst
Fürchtet mein Herz keinen neuen Tag
Geht der Mond auch auf und unter
Weiß ich doch, du bist immer da
Tage vergehen, der Jahreskreis dreht
Und du wachst ewig über die Schlafenden
Große Arianrhod, silbernes Rad
Dein Licht leitet mich in jeden neuen Morgen
Arianrhod (walisisch: „arian“: Silber, „rhod“: Rad) ist die walisisch-keltische Mond- und Webergöttin. In diesen Aspekten wacht sie über den Zyklus des Lebens, in dem sie ihr silbernes Rad am Nachthimmel dreht, dass im Meer versinkt und wieder auftaucht.
Sie gilt als Schicksalsgöttin, die das Schicksals aller Lebewesen in der Hand hält und zu silbernen Fäden webt, auf einem Spinnrad, dass durch ein Rad der Sterne (oder auch durch den astrologisch-astronomischen Tierkreis) dargestellt wird. Die Fäden webt sie in einem spiralförmigen Netz, gleich dem einer Spinne.
In diesem Netz liegt das Geheimnis des Lebens geborgen: Wie im perfekten Spiral-Netz der Spinne erzeugt jede Erschütterung an einer Stelle einen Impuls, der das gesamte Netz in Vibrationen versetzt und so ist alles Leben miteinander verwoben und voneinander abhängig.
Arianrhod gilt als Tochter der großen Mondgöttin Dón und ihres Gefährten Beli.
Häufig wird sie als dreifaltige Göttin in Form von Jungfrau (zunehmender Mond), Mutter (Vollmond) und der weisen Alten (abnehmender Mond dargestellt), manchmal auch nur in Gestalt der Vollmondin.
Sie ist vermählt mit ihrem innig geliebten Bruder Gwydion (auch Gwydyon), einem mächtigen Magier. Manche Quellen ordnen dabei Arianrhod der schwarzen und Gwydion der weißen Magie zu, jedoch ist diese dualistische Ansicht wahrscheinlich im Siegeszug des Patriarchats entstanden und resultierend aus der Dämonisierung weiblicher Gottheiten.
Oftmals wird die Göttin auch als „Mond-Priesterin“ dargestellt, da sie über die Macht des Mondes herrscht, ebenso ist sie eine Fruchtbarkeitsgöttin und wird auch als Mutter dargestellt, die ihre beiden Söhne stillt (=> siehe rechts).
Eine andere Übersetzung ihres Namens bedeutet auch: „heilige fruchtbare Mutter, die das Rad des Himmels dreht“. Sie gilt als Urbild der keltischen Weiblichkeit.
Ihre Söhne empfing Arianrhod „versehentlich“ als ihr Geliebter Bruder sie bat, seinem König Math zu dienen, da dieser nur Überleben konnte, wenn seine Füße im Schoß einer Jungfrau liegen und die letzte Jungfrau vergewaltigt worden war. Um Arianrhod zu prüfen, ließ der König sie über seinen Zauberstab gehen um ihre Jungfräulichkeit zu beweisen. Doch als sie ihn überquerte, fielen ihr ein Kind und ein Tropfen aus dem Schoß. Das Kind war Dylan, der als Meereswesen bald in den Fluten verschwand. Gwydion fing jedoch den Tropfen auf und barg ihn an seiner Brust, bis dieser sich zu einem Kind entwickelt hatte. Dieses Kind wurde Llew Llaw Gyffes genannt und war ein Sonnengott. Arianrhod war jedoch zu enttäuscht über ihre mangelnde Jungfräulichkeit, dass sie diesen Sohn verstieß, worauf Gwydion ihn in einen magischen Wald brachte, wo er aufgezogen wurde.
Obwohl Arianrhod also fruchtbar war, zog sie ihre Kinder nicht auf, was eventuell auch eine Ursache für ihre Darstellung als „böse Hexe“ sein mag.
Arianrhod wohnt in einem Schloss namens „Caer Arianrhod“, dessen Turm silbern und spiralförmig hinaufragt und dass im Sternbild der nördlichen Krone („Corona Borealis“ und auch „Caer Arianrhod“) lokalisiert wird. Dieser Turm wird als Initiationsweg betrachtet, auf dem der Zyklus von Tod und Wiedergeburt durchschritten wird. Andere sagten, hier werden die Seelen gereinigt oder auch neu erschaffen.
In jedem Fall wacht Arianrhod hier über alles Leben und über die Seelen, die auf ihre neue Inkarnation auf Erden warten.
Als Schicksalsgöttin herrscht Arianrhod also über die Lebenden und die Toten, eine Göttin, die ebenso Leben spendet, wie sie es auch wieder nehmen kann, indem sie die Schicksalsfäden eines Wesens mit ihrem Messer zerschneidet. Wie oben erwähnt spinnt Arianrhod das Netz des Lebens. Daher ist die Spinne ihr geheiligtes Tier. Die acht Beine der Spinne werden oft als die 8 Himmelsrichtungen oder als die 8 Feste des Jahreskreises interpretiert. Wie eine Spinne weiß Arianrhod alles über die Mysterien des Netzes, sie weiß, wie sich das Netz zusammenfügen wird, kann es je nach Handlungen aller einzelnen Menschen in seinem Muster verändern und kennt alle kosmischen Geheimnisse. So gilt Arianrhod auch als Göttin der Gerechtigkeit, da sie darüber urteilen kann, wie sie das Netz webt und welche Fäden sie durchtrennt.
Aufgrund dieser Gemeinsamkeit wird Arianrhod häufig mit der kretanischen Mond- und Webergöttin Ariadne verglichen, die ebenso wie Arianrhod eine große Liebe für alle Wesen und besonders auch alle Pflanzen auf Erden hegt. Beide Göttinnen gelten auch als Hüterinnen der Zeit.
Zwei weitere Göttinnen, die aufgrund ihrer Eigenschaften als universelle kosmische Göttinnen des öfteren mit Arianrhod verglichen werden, sind die hinduistische Göttin Kali und die ägyptische Göttin Nut, die beide ebenso mit dem Nachthimmel assoziiert werden (bei Kali= “schwarz“)
wie die walisische Göttin.
Über Arianrhod wird überliefert, dass ihr Krafttier ein neblig-weißer, rot-ohriger Geisterhund namens „Cwn Anwnn“ ist, der mit ihr zusammen bei der „wilden Jagd“ (wild hunt) über Himmel und Erde jagt, um sich an ungerechten Seelen zu rächen oder sie einzufangen.
Cwn Anwnn wird als Hund der Unterwelt bezeichnet. Betrachtet man Arianrhod in diesem Aspekt, ähnelt sie einigen Darstellungen der altgriechischen Göttin Hekate, die ebenso über den Weg in die Unterwelt herrscht und auch häufig mit einem Geisterhund dargestellt wurde.
Als heilige Pflanze der Arianrhod gilt der Wacholder, das große Fest der Arianrhod fällt traditionell auf den 2. Dezember.
Als Schicksalsgöttin herrscht Arianrhod über aller unsere Leben, sie ist der Zyklus des Werdens und Vergehens, wir leben in ihr und durch sie. Als Teil ihres kosmischen Netzes können wir versuchen, empfindlich genug für dessen Vibrationen zu werden um mit Arianrhod in Kontakt zu treten und unseren eigenen Faden zu beeinflussen. Wenn wir den strahlenden Nachthimmel betrachten, können wir uns mit ihrer Kraft verbinden und in der Corona Borealis (einem circumpolaren Sternbild) ihr Schloss alljährlich über uns erblicken.
Arianrhod wird als Mondin in jeder Phase unseres Lebens über
uns wachen, uns Kraft spenden, oder uns zurechtweisen, auf das wir unseren
Platz im kosmischen Netz des Lebens wahren. Auch wenn sie häufig als dunkle
Göttin gesehen wird, braucht niemand Furcht vor ihr zu haben, denn sie ist gerecht
und kennt unsere dunkelsten Geheimnisse. Und sie ist die Vollmondin, Quell
aller Fruchtbarkeit, die vom sternendurchfluteten Nachthimmel auf uns
herabblickt und uns ab und an zublinzelt.
„Lady spin your circle bright,
weave your web of dark an light,
earth, air, fire and water
- bind
us as one!”
Quellen:
www.gotojassminesite.org
www.ritas-spurensuche.de
www.pantheon.org
und die "Goddesses Knowledge Cards"
von Jenny Schmidt Mai2005
© Bastet
& Dana Center 2005